Bei Udo Unkel ist es die Auseinandersetzung mit der Individuation des einzelnen Menschen, die – zunächst ausgelöst durch den persönlichen Selbstfindungsprozess – eine gestalterische Umsetzung in Skulpturen findet. Die teils geöffneten oder zerrissenen Figuren verbildlichen den jeweiligen Entwicklungsprozess und die sich dabei ergebenden Veränderungen und Verletzungen. Hierbei tritt die Physis des Körpers in den Hintergrund zugunsten der Darstellung von Prozessen, Gedanken, Emotionen und Taten. Nicht selten ist auch der Aspekt der Vergänglichkeit ein Thema von Unkels Arbeiten und wird zum Beispiel durch Schädel und Knochen angedeutet, wie auch der Tod dem Betrachter in manchen Arbeiten begegnet. Die Kommunikation zwischen Kunst und Betrachter ist dem Künstler wichtig und wird auf unterschiedlichen Ebenen angeregt. Sie strebt immer über eine rein visuelle Wahrnehmung hinaus hin zu einer kritischen und selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem Menschen und seinem Verhalten in der Welt.
Unkel stellt den Menschen ins Zentrum seines Schaffens und fordert durch seine Werke den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Mensch als Bildinhalt wird gleichsam zum gesellschaftlichen und psychologischen Werkzeug und wirkt somit auf den (sich selbst) betrachtenden Menschen dialogisch ein.
Dr. Annette Georgi Kunsthistorikerin / Münster